Neue Kirche Wolkenburg

Die „Neue Kirche“ Wolkenburg

 

St.Mauritius-Kirche Wolkenburg

Neue Kirche

Die „Neue Kirche“ in Wolkenburg grüßt schon von weitem aus dem Muldental die von der B175 kommenden Besucher. Sie steht repräsentativ auf dem Felsplateau unterhalb des Schlosses. Die Kirche zählt zu den schönsten Dorfkirchen Sachsens und ist gewiss die stilreinste klassizistische Dorfkirche unseres Landes. Dieses architektonische Kleinod verdankt die Gemeinde dem damaligen Kirchenpatron und Herrn auf Schloss Wolkenburg, dem sächsischen Konferenzminister Detlev Carl Graf von Einsiedel. Wegen der Baufälligkeit der alten Kirche ließ er in den Jahren von 1794 bis 1804 diese Kirche im altgriechischen Tempelstil durch den Dresdner Hofbaumeister Giesel errichten.

Der Anlage liegt die Form der griechische Basilika zu Grunde. Durch die Vorhalle (das Atrium) tritt man in das Langhaus, das durch dorische Säulenreihen vom Querhaus getrennt ist und in der gekuppelten Apsis ausläuft.

Der Altarraum (mit Apsis) ist der Haupt- und Schlusspunkt des Gebäudes, zu dem der Blick mit Macht hingezogen wird. Die Grundrissform des griechischen Kreuzes erhält die Kirche durch den zweiten Eingang (Portikus) und die Taufkapelle.

Über dem Orgelgehäuse, das in seinem Aufbau an das Brandenburger Tor in Berlin erinnert, erblickt man auf dem Grunde eines goldenen Strahlenkranzes das Lamm Gottes (Christus, das Licht der Welt), das die Finsternis vertreibt. So ist es symbolisch in dem gemalten Deckenhimmel dargestellt, der im sonnigen Glanz leuchtet, während am anderen Ende die Wolken in der Tiefe verschwinden. Die Decke ist Kassettenmalerei, um eine optische Raumerhöhung zu erreichen (die Raumhöhe beträgt 8 m, die Säulenhöhe 4 m).

Orgel

Orgel

Die Orgel mit 22 klingenden Stimmen ist ein Werk der Firma Jehmlich Dresden und stammt aus dem Jahr 1904. Vor dem zweihundertjährigen Jubiläum des Kirchenbaues im Jahr 2004 wurde sie umfassend saniert.

Die Taufkapelle hat den Charakter eines alten Tempelheiligtums. In der Mitte steht das vergoldete Taufbecken in Form eines griechischen Dreifußes, geziert mit Lilien (Symbol der Unschuld) und Schilfrohr (die Fruchtbarkeit darstellend). Die Stuckornamentik, ein Wechsel von Akanthus und Lorbeer, ist meisterhafte italienische Handarbeit.

Ein prächtiger Akanthus ist Träger der Kanzel. Das Kanzeldach wird von 4 Bischofsstäben getragen.

Der Altar

Der Altar

Der Altar aus Stuckmarmor hat die Form eines Opfertisches. Nur das Kruzifix, das auf einem aus den edelsten Steinen des Erzgebirges zusammengesetzten Kalvarienberg steht, gemahnt an das christliche Gotteshaus.

 

Blick in den Altarraum

Blick in den Altarraum

Das Altarbild von Prof. Sascha Schneider, Weimar, zeigt die Himmelfahrt Christi. Es wurde bei der Erneuerung der Kirche 1904 vom sächsischen Staat aus Mitteln des Kunstfonds geschenkt. Sascha Schneider ist als Freund Karl Mays vielen Lesern dieses Schriftstellers durch seine Buchgestaltungen bekannt.

Zwei korinthische Säulen flankieren das Bild. Links über dem Altarbild sieht man Ähren, rechts Trauben (Symbole für Brot und Wein), in der Mitte 2 gekreuzte Fackeln (Zeichen des ewigen Lebens) und darüber einen Cherubimkopf, die ewige Wahrheit darstellend.

Die Altarfenster sind 1904 von der damaligen Patronatsherrschaft, den Grafen von Einsiedel, gestiftet. (Die Familie Einsiedel saß von 1635 bis 1945 auf Wolkenburg und ist auch heute noch mit dem Ort Wolkenburg und der Kirche verbunden.)

Linkes Fenster: der blaue Einsiedler auf hellgelbem Grund, mit Hacke und Rosenkranz und dem Spruch „Ora et labora!“ (Bete und arbeite!).

Rechtes Fenster: gleiches Bildmotiv, aber mit dem Wappenspruch der Grafen von Einsiedel „Antiquam servabo fidem“ (Ich werde die alte Treue bewahren).

Die Engelsgestalten aus Eisenguss an den Seiten des Altarraums, die in Lebensgröße mit emporgehobenen Händen Rauchfass und Opferschale tragen, versinnbildlichen den Altardienst. Sie wurden in den Lauchhammerwerken gegossen. Ebenfalls aus Lauchhammer stammen die Giebelfrontons an der Kirche, zwei Hochreliefs in Gusseisen, von denen das eine (über dem Portikus) die Erhöhung der Schlange in der Wüste, das andere (über der Taufkapelle) die Auferstehung Christi darstellt.

Eine technische Sehenswürdigkeit ist die Wendeltreppe von der gräflichen Loge zur Schlossbrücke, die, aus 60 Stufen bestehend, im statischen Gleichgewicht gleichsam schwebend, sich selbst trägt. Ein Wunder der Technik für die damalige Zeit, ebenso wie die Konstruktion des Turmes, wozu kein Vorbild gegeben war.

St.Mauritius-Kirche

Neue Kirche

Die ganze Kirche ist auf Felsen gebaut. Die Steine wurden an Ort und Stelle gebrochen. Der Spruch am Hauptportal wurde vom Stifter selbst gewählt. Über ihn wurde zur Einweihung am 29. Oktober 1804 auch gepredigt: „Wir wollen Gott dienen und seiner Stimme gehorchen.“

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